Reisen nach Italien – Weltkulturerbe Pompeji vom Verfall bedroht
Seit jeher reisen Menschen, um Neues zu entdecken und sich mit der Geschichte und der Kultur fremder Länder und anderer Völker vertraut zu machen. Große Schauplätze der Weltgeschichte findet man rund um den Erdball, Baudenkmäler als Zeugen der kulturellen Entwicklung vergangener Jahrhunderte und Jahrtausende.
Vieles davon wird aufwendig restauriert und gepflegt, um es für zukünftige Generationen zu erhalten und steht unter Denkmalschutz. Stätten, die dabei durch ihre Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität Bedeutung für die ganze Welt und die gesamte Menschheit haben, kann auf Antrag durch die jeweiligen Länder, in denen sie liegen, der Weltkulturerbe-Status der UNESCO verliehen werden.
Kein anderes Land der Welt verfügt dabei über mehr UNESCO-Weltkulturerbe als Italien. Das italienische Kultusministerium betont dazu stolz, dass die Denkmäler von Mantua bis nach Messina mindestens genauso wertvoll für das südeuropäische Land sind wie für die Golfstaaten das ÖL.
Die einem italienischen Fremdenverkehrsexperten zugeschriebene Aussage, dass es für den Fremdenverkehr dringend nötig sei, alle Ruinen so zu renovieren, dass es Ruinen bleiben, hat wohl doch zumindest für einige Mißverständnisse gesorgt. Denn Italien hat ein Problem – so manches historische Juwel wurde in den letzten Jahren dermaßen vernachlässigt, dass es fraglich erscheint, ob es überhaupt noch zu retten ist.
Ein unrühmliches Beispiel für den verfehlten Umgang mit Altertümern ist Pompeji, die antike Stadt am Vesuv, die beim verheerenden Ausbruch des Vulkans im Jahre 79 n. Chr. verschüttet wurde. Durch die jahrelange Mißwirtschaft drohte die Stadt am Golf von Neapel in Kampanien ein zweites Mal unterzugehen. Der zuständige Superintendent und archäologische Leiter Massimo Osanna sprach davon, dass Pompeji fast zu einem zweiten "Caporetto" geworden wäre. Er spielt damit auf eine Schlacht im 1. Weltkrieg zwischen Italien und Österreich an,die für die Italiener in einer katastrophalen Niederlage endete.
Ewige Baustelle Pompeji – Restaurierung seit 2013 mit EU-Geld
Seitdem ist der Name des Ortes Caporetto ein Synonym für eine Pleite von nationalem Ausmaß und davon war Pompeji nicht allzuweit entfernt – ein Desaster ereignete sich 2010, als Ende des Jahres nach schweren Regenfällen das weltbekannte "Haus der Gladiatoren" in sich zusammenfiel. Dies erregte großes internationales Aufsehen und hatte zur Folge, dass im Jahre 2013 die EU-Kommission 105 Millionen Euro bereitstellte, um den totalen Verfall der Ruinenstätte aufzuhalten.
Die Rettung des kulturellen Erbes erwies sich schwieriger als angenommen und kam anfangs nur sehr zögerlich in Gang. Neue Maßnahmen, wie die Aufteilung der EU-Gelder auf spezielle Projekte oder die Verkürzung der Ausschreibungszeit für die Vergabe von Restaurierungsarbeiten von ursprünglich einem Jahr auf unter einen Monat, zeigen zwar erste Ergebnisse, aber es wurden bis Ende 2015 lediglich 40 der 105 Millionen Euro ausgegeben, was bei der EU nicht gerade für Begeisterung sorgte.
Sechs Häuser sind frisch restauriert und übergeben worden, ein neues Entwässerungssystem soll Probleme der Fundamente bei starkem Regen verhindern. An allen Ecken auf der ewigen Baustelle wird emsig gearbeitet und repariert und alle hoffen, dass Wege gefunden werden, um das EU-Projekt um einige Jahre zu verlängern.