Was liegt denn da am Strand? Strandfunde an der Nordsee sammeln und bestimmen
Ferien an der Nordseeküste haben sicherlich im Sommer Hochsaison, ganz klar, sind aber auch zu den anderen Jahreszeiten sehr reizvoll. Während man in den Sommermonaten bei Wärme und Sonnenschein am liebsten am Strand liegt, so sind es jetzt im Winter wohl eher die Strandspaziergänge mit Mütze, Schal und dicken Sachen, um die gute Seeluft zu genießen, und zum Aufwärmen gibt es hinterher einen ordentlichen Grog.
Aber völlig egal, zu welcher Jahreszeit man am Strand ist – zu finden gibt es hier immer was, denn das Meer spült allerlei interessante Dinge an. Nur bei den meisten Sachen weiß man leider nicht, was es ist.
Aber das muss nicht so bleiben, denn für Nordsee-Urlauberinnen und Urlauber gibt es seit einiger Zeit eine neue Art, die Meeresnatur zu erkunden und Strandfunde aller Art zu bestimmen. Dafür muss man auch kein dickes Bestimmungsbuch mit zum Strand schleppen. Egal ob Muscheln, Krebse oder Küstenvögel – Strandgänger, die genau wissen wollen, was ihnen die Wellen da gerade vor die Füße gespült haben, können ihre Funde mithilfe eine kostenlosen App identifizieren.
Das Ganze nennt sich „BeachExplorer“ und wird vom Bundesumweltministerium und der Bingo-Umweltstiftung finanziell gefördert. Betrieben wird das Projekt von der Schutzstation Wattenmeer und der Lighthouse Foundation. Das Internetportal BeachExplorer.org macht aus ganz normalen Strandurlaubern mit ein paar Klicks Strandforscher. Die Schutzstation ist der größte Anbieter von Wattführungen im Wattenmeer und möchte mit dem BeachExplorer einen neuartigen Zugang zum Naturerlebnis am Meer schaffen.
Wer die App auf seinem Smartphone hat, hat damit eine neue digitale Bestimmungshilfe für mehr als 1500 Arten von Strandfunden an der Nordseeküste dabei. So ist es mit wenigen Klicks möglich, sowohl natürliche Strandfunde als auch Meeresmüll zu identifizieren – ein paar Beschreibungsmerkmale eingeben und die App für unterwegs liefert an Ort und Stelle einen Steckbrief des Gefunden sowie weitere Hintergrundinformationen dazu.
Wenn sich die Bestimmung als nicht ganz so einfach erweist, können Nutzer Fotos ihrer Funde einsenden, die dann von erfahrenen Usern bestimmt werden. Dadurch soll eine hohe Qualität der Fundbestimmungen erreicht werden, was wiederum sicherstellt, dass die Funddaten des BeachExplorers auch für wissenschaftliche Auswertungen hernagezogen werden können.
Der Ort des Fundes und die Anzahl der identifizierten Strandfunde können in der Funddatenbank des BeachExplorers gespeichert werden – das geht sowohl über die App direkt vom Strand aus oder auch von zu Hause über PC, Laptop oder Tablet. Durch diese Angaben soll über Jahre hinweg ermittelt werden, wo welche Dinge angespült werden und ob sich die Häufigkeit mit dem Klimawandel oder mit Meeresschutzmaßnahmen verändert.
Strandfunde sammeln und bestimmen – Rege Nutzung ist wünschenswert
Wer den BeachExplorer nutzt, unterstützt damit einen neuen Trend, Citizen Science oder auch „Bürgerforschung“ genannt, bei dem interessierte Internetnutzer Daten sammeln und diese weitergeben, die die klassische Wissenschaft bislang nicht erfassen konnte.
Die Testphase des BeachExplorers, die seit dem Herbst 2014 läuft, brachte auch schon mehrere sehr spannende Entdeckungen. Am Strand von Sylt wurde beispielsweise die Feingerippte Kreiselschnecke, die bislang in der Nordsee nicht bekannt war, gefunden, ebenso ein bis dahin in Deutschland nicht bekannter Fisch, der Leng. Auch neu für Deutschland war die Kristallqualle, die es in Spiekeroog an Land trieb. Nach den Winterstürmen im Wattenmeer wurden hier mehrere Hummer und Taschenkrebse gefunden, die sich vermutlich über fast 50 Kilometer von Helgoland bis zur Küste verirrt hatten.
Für die Zukunft ist geplant, alles Angebote des BeachExplorers auch auf Englisch, Dänisch und Niederländisch für den gesamten Bereich des Weltnaturerbes Wattenmeer bereitzustellen.
Also bleibt für den nächsten Strandspaziergang nur – Augen auf und Smartphone raus!
Bildquelle: Bild oben © BeachExplorer / Kirsten Thiemann